In der Mitte des 12. Jh. entwickelte sich in Südwestfrankreich die angevinische Gotik, deren Hauptmerkmal das Domikalgewölbe ist. Kuppel und Rippengewölbe gehen hier eine Ehe ein. Der Schlussstein ist stark nach oben gezogen.
Diese Gewölbeform wurde populär nur in der Ursprungsregion, und - Tausende von Kilometern entfernt - in Westfalen.
Bei der Frage nach den Gründen stoßen westfälische Historiker auf den Urvater des lippischen Herrschergeschlechtes. Bernhard II. war treuer Gefolgsmann Heinrich des Löwen, der nach dem Verlust seiner Herzogtümer ins Exil zu seinem Schwiegervater, dem Herrscher des Angevinischen Reiches, ging. Bernhard soll im Gefolge gewesen sein. >>Der Löwe

Domikalgewölbe St. Nikolai, Lemgo
Unmittelbar nach seiner Rückkehr gründete er 1184 oder 1185 Lippstadt und kurz darauf Lemgo und war auch an der Stiftung des Klosters Marienfeld beteiligt.
Domikalgewölbe im Dom zu Münster
Bei diesen Interessen ist es so unwahrscheinlich nicht, dass er, beeindruckt von der im Angevin angetroffenen Gotik, das Domikalgewölbe durch französische Baumeister nach Westfalen bringen ließ und es Anfang des 13. Jh. in seinen Besitzungen einsetzte.